Oaxaca und San Cristobal de las Casas – zwei Städte abseits des Trubels
Ganz gespannt sind wir nach Mexico Stadt nach Oaxaca gefahren, das genauso wie San Cristobal de las Casas auf der Hochebene Mexikos (ca. 2000m hoch) liegt, und einen charmanten, entspannten Ruf hat. Und wir wurden nicht enttäuscht, es waren zwei Städte mit ganz eigenen, kleinen Highlights.
Oaxaca
Oaxaca, Hauptstadt des gleichnamigen Bundestaates, war unser zweites Ziel in Mexiko. Mit dem Nachtbus ging es in 6 Stunden dorthin, mit dem Nachtbus zwei Tage später abends weiter nach Puerto Escondido.
Oaxaca liegt auf der mexikanischen Hochebene und ist dadurch mit sehr angenehmen Klima begünstigt – es war zwar warm, aber nicht brütend heiß. Die Stadt besteht beinahe nur aus zweistöckigen, bunten Häusern um gemütliche Straßen herum, umgeben von Bergketten (die Stadt liegt in der Mitte von drei sich kreuzenden Tälern). Highlights laut Reiseführer sind eine Mayaruine , die indigenen Dörfer in den Bergen, und das entspannte Studentenflair der Stadt. Die Gegend ist besonders stolz auf ihren Mezcal (Hochprozentiges aus Agave, aber: NICHT zwingend blaue Agave, NICHT zwingend aus der Tequile Region und NICHT gesiedet sondern geräuchert, was ihm einen seeeehr rauchigen Geschmack gibt, ähnlich zu manchen Whiskys).
Daher haben wir unseren ersten Abend auch genutzt um ein Mezcaltasting zu machen. Also ich habe gekostet, Svenja hat nur genippt 😀
Monte Alban
Die Mayaruine in der Gegend konnten wir natürlich nicht auslassen, und so ging es morgens auf nach Monte Alban, den Ruinen einer alten Mayastadt. Es fährt ein Bus vom Ort hoch auf den Berg, von dem man eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler hat. Im Nachhinein betrachtet weiß ich aber nicht, warum wir nicht mit dem Fahrrad gefahren sind. Früh genug, und es wäre hoch machbar und runter sehr angenehm geworden! Die Straßen sind auch in Oaxaca weiterhin in gutem Zustand um Fahrrad zu fahren (mit Mountainbike).
So sind wir entspannt hoch gefahren worden, was auch seinen Vorteil hat. Monte Alban hat noch sehr viele erhaltende Fundamente und eine wieder aufgebaute Pyramide. Es war eine der ersten Städte in Mexiko und wurde um 500 vor Christus gegründet, die Stadt lag auf den Hügelhängen um das Plateau herum. Das Plateau selber wurde von Menschenhand geebnet um die religiösen und wirtschaftlichen Zentrum zu bauen. Gegen 800 nach Christus wurde die Stadt verlassen, nachdem sie lange Zeit die Region dominiert hat.
San Cristobal de las Casas
Nächste Station nach Oaxaca war dann Puerto Escandido, denn wir wollten endlich Hitze (Svenja) und Strand (ich). Nachdem wir dort ein paar Tage verbracht hatten, ging es aber wieder hoch in die Berge, nach San Cristobal de las Casas. Eine Stadt mit sehr ähnlichem Ruf wie Oaxaca, nur noch abgelegener und im ärmsten Staat Mexikos, Chiapas gelegen. Chiapas hat den höchsten Anteil indigener Bevölkerung in Mexiko und kämpft mit wenig Geld, maroder Infrastruktur, und Korruption. Vor etwas mehr als zehn Jahren gab es auch einen Bürgeraufstand, indem mehrere Städte (unter anderem San Cristobal) mehrere Tage besetzt wurden. Insgesamt ist Chiapas stark geprägt durch eine weißere, spanischabstämmige Oberschicht und eine indigener Unterschicht, mit einer verschwindend geringen Mittelschicht. Es wurden in den letzten Jahren seit dem Bürgeraufstand mehrere Versuche unternommen den Staat zu entwickeln, aber in San Cristobal haben wir die große Armut mit bloßen Augen sehen können. Nirgends gibt es so viele Kinder, die betteln, die Sachen verkaufen, die ihre kleineren Geschwister auf dem Rücken tragen und alleine herum laufen. Nirgends gab es so viele Bettler, körperlich Behinderte und alte, etwas verkaufende, Frauen. Abends war auf den Straßen großer Markt auf denen Stoffe aus den Bergen (wirklich, wirklich schöne Sachen! Chiapas ist bekannt für seine Webkunst, und es waren wirklich gute Sachen dabei), und Holz- und Steinschnitzereien angeboten wurden.
Das ist die eine Seite von Chiapas und San Cristobal, die ich sehr gut gesehen habe. Die andere war eine wunderschöne Stadt, gelegen in tollen Hügeln, mit vielen Fußgängerzonen und ansonsten sehr verkehrsberuhigt und entspannt. Der dauerhafte Geruch von Benzin und Diesel, der in den anderen Städten in der Luft hängt, fehlte hier und auch der ohrenbetäubende Lärm aus lauten Lastern, Hupen und Bremsen war hier leise. Wirklich am schönsten waren die Fußgängerzonen, die die Stadt in jede Himmelsrichtung durchkreuzten. Auf ihnen konnte ich mal entspannt draußen sitzen und etwas essen oder entlangschlendern mit genug Platz, um langsam und zu zweit nebeneinander zu gehen. Außerdem war die Restaurantauswahl genial, mit allem vom Tacos über Burger zu Salaten.
Und was haben wir die fünf Tage in San Cristobal gemacht? Stoffe gekauft, Straßen entlang geschlendert, gegessen, gelesen, spazieren gegangen, jede Nacht das Hostel gewechselt (wir lernten allmählich, dass wir wirklich in der Hauptsaison unterwegs sind), Fahrrad gefahren und allgemein das Leben genossen.
Ausflug nach Chamula
Einen Tag haben wir das gute Wetter (kühl und bedeckt – was man im Urlaub so gut nennt) genutzt und haben uns Mountainbikes gemietet. Wirklich gute Mountainbikes! Gute Bremsen, gute Schaltung, guter Rahmen – was will man mehr. Wir sind damit 9km in die Berge nach Chamula gefahren. Chamula ist ein kleines Bergdorf was bekannt ist für seine Kirche, die Maya Tradition mit christlichen Traditionen verbindet. In der Kirche waren überall auf dem Boden und entlang der gesamten Außenmauer tausende Kerzen aufgestellt, vor denen Familien oder Personen beteten. Dazwischen lag Stroh, teilweise nur Zentimeter von den brennenden Kerzen entfernt. Ein sehr beeindruckendes, andächtiges Bild. Und eine tolle Radtour!