Den Abschluss unserer Reise haben wir in San Francisco verbracht. Drei Tage haben wir für diese vielfältige Traumstadt verbracht, über die jeder auf unserer Reise geschwärmt hat.
San Francisco selber ist erstaunlich klein, wenn man nur das Stadtgebiet und nicht die gesamte Bayarea mit Palo Alto, San Jose etc. dazu nimmt.
Vom Flughafen sind wir mit der UBahn ins Stadtzentrum gefahren. Unser Hostel liegt direkt im Financial Viertel, an der Spitze der Landzunge, auf der San Francisco liegt. Nach einem entspannten Mittag im Park mit dem Rest unserer Essensachen von der Autotour haben wir eingecheckt und sind zu Fuß aufgebrochen, San Francisco zu erkunden. Die Stadt eignet sich hervorragend zur Erkundung zu Fuß, in den drei Tagen sind wir insgesamt nur drei oder viermal mit dem öffentlichen Nahverkehr gefahren, sonst sind wir nur gelaufen.
Die Golden Gate Bridge
Am ersten Tag war es sehe diesig und wir konnten gleich den berühmten Nebel San Franciscos bewundern. Trotzdem sind wir am Wasser entlang zur Golden Gate Bridge spaziert und haben die Aussicht auf den Bay, die Brücken und San Franciscos Downtown genossen. Und einen tollen Sonnenuntergang erlebt!
Am zweiten Tag war das Wetter sehr gut aufgeklart, sodass wir gleich zum Start den Coit Tower, einen relativ alten Turm im Zentrum, mit dem Aufzug erklommen sind und uns die Stadt angeschaut haben.
Danach ging es nochmal Richtung Golden Gate Bridge mit dem festen Willen, dieses Mal auch dort anzukommen (am Tag vorher sind wir nach fünf Kilometern, als die Sonne anfing unterbzubgehen, umgedreht). Wir haben auch geschafft und hatten tolle Aussichten von unten und auf der Golden Gate Bridge drauf.
Auf dem Weg dahin sind wir an einem Visitor Center für den Marina National Park der Gegend vorbei gekommen. Der Park wurde für die Gewässer vor der Küste San Franciscos eingerichtet zum Schutz der vielen Wale, Schildkröten, Seeotter und vieler anderen Tiere, die an diese Nahrreiche stelle kommen. Die Gegend zieht besonders viele Tiere an, da ca. 3km vor der Küste der Boden von 120m Tiefe auf über 1km abstürzt und durch diese besondere Geologie Nährstoffe aus der Tiefe an der Meeresoberfläche gespült werden.
Das zieht viele Tiere an und so kommt es zu vielen Probelemen uwischen Mensch und Umwelt. Zum Beispielt fressen viele Schildkröten versehentlich Plastiktüten, wenn sie Quallen suchen. Und auf Grund der vielen Containerschiffe in der Gegend die auf die Häfen der Bayarea zusteuern, kommt es immer wieder zu Kollisionen mit Walen. Große Wale, zum Beispiel Blauwale, weichen den Schiffen nicht aus, wenn diese auf sie zusteuern.
Ich bin gespannt, was in den nächsten Jahren unternommen wird um die vielfältigen Probleme zu lösen, denn der Marina Schutzbereich wurde vor nicht all zu langer Zeit eingerichtet. Auf jeden Fall haben wir viele Informationen und einen halbstündigen persönlichen Vortrag und Rundgang im Visitor Center bekommen, der richtig spannend war!
Nach diesem langen Spaziergang, den ganzen Fotos und den vielen Informationen sind wir in die Stadt abgebogen, um uns den Golden State Park im Westen San Franciscos anzuschauen. Leider haben wir die Entfernungen etwas unterschätzt und als wir endlich da waren am späten Nachmittag, haben wir nicht viel Zeit dort verbracht und sind lieber mit den Bus in den Mission District zum Essen gefahren. Dort haben wir ein tolles veganes Biorestaurant mit mexikanischer Küche gefunden und dort den Abend ausklingen lassen.
Der Mission District hat es uns eh angetan und auch am zweiten Abend hat es uns dorthin verschlagen zum Abschluss.
Aber vorher haben wir uns das eigentliche Highlight und die Besonderheit San Franciscos angeschaut, die verschiedenen Stadtviertel. Es ist spannend zu sehen, wie 1km entfernt vom Bankenviertel mit den Luxusläden in Stadtviertel wie Tenderloin die Armut regiert. Die Straßen, die vorher relativ sauber waren, gesäumt von Mittagslokalen und Leuten in Kostüm und Anzug, hatten sich komplett gewandelt. Überall saßen L, lagen und lauerten Menschen, es stank fürchterlich nach Urin und an jeder Ecke hat man auch gerade jemanden urinieren sehen. Die Menschen, die einem entgegen kamen hatten oft einen gebückten, krummen, wirren Gang, zerfurchte Gesichter und teilweise nach Drogen und Verwahrlosung aussehendes Benehmen. Die Menschen am Straßenrand sahen ähnlich aus, in Lumpen gekleidet und apathisch in die Gegend starrend. Statt der leeren Straßen von vorher war es schwer ein Durchkommen zu finden, ohne ständig ausweichen oder gegen Leute laufen zu müssen. Insgesamt lag über diesen Straßen ein Schleier der Verwahrlosung, der Hoffnungslosigkeit und der Armut, der mir so vorher noch nicht begegnet war.
Auch beim Civic Center, einem Platz an dem das Gericht, das Rathaus und andere offizielle Gebäude ihren Sitz haben, sah es ähnlich aus. Der Platz wurde rechts gesäubert und links schon wieder verschmutzt.
Insgesamt sehr eindrücklich und ich kann gut verstehen, wie man sich in diesen Straßen Nachts nicht sicher fühlt. Ich habe mich schon tagsüber nicht wohl gefühlt.
Das interessante ist wirklich die starke Konzentration dieser Gegensätze, den kaum 500m hinter dem Rathaus begann wieder das reiche Leben mit Cafés und hippen Restaurants. Dort haben wir zum Beispiel die „Suppenküche“ entdeckt, ein Restaurant mit deutschersprachiger Speisekarte mit deutschen, Schweitzer und österreichischen Gerichten, auf der man die englische Übersetzung wirklich suchen musste.
Eines der zwei zwei wohl bekanntesten Viertel ist Castro, das Schwulenviertel mit Regenbogenfarbigen Zebrastreifen, Schwulen- und Lesbenbars, und Regenbogenflagggen an jeder Ecke. Wir haben ein kleines Museum über die Geschichte von Homo-, Trans- und Bisexuellen in San Francisco besucht und uns dort treiben lassen.
Das zweite bekannte Viertel dürfte Haight Ashbury sein, das Hippi Viertel. Das hat mir am besten gefallen, denn es gab an jeder Ecke Vintage Läden mit teilweise tollen Kleidern oder Second Hand Läden mit einer gut sortierten Auswahl. Es gab vegane Cafés und Restaurants sowie Plakate zu Umweltbewusstsein und Selbsterkenntnis. Sophie und ich haben beinahe den gesamten Nachmittag in den verschiedenen Läden zugebracht und tolle Kleider an probiert.
San Francisco ist eine spannende Stadt. Es hat keine wirklichen Sehenswürdigkeiten bis auf die Golden Gate Bridge, sondern zeichnet sich durch seine vielfältigen Nachbarschaften und seine (relative) Kleine aus. Die Auswahl an Essen war hervorragend und die Multikulturalität Amerikas ist mir hier richtig bewusst geworden. Hier war es durchmischter.
Während in Las Vegas und Umgebung alle einfachen Jobs durch Lationas oder Farbige ausgeführt wurden, waren es hier alle Ethnien. Und auch die besseren Jobs waren gemischter, auf der Straße im Bankenviertel hatte ich nicht das Gefühl, auch im (zur Zeit noch eher) vom kaukasischen Aussehen geprägten Europa sein zu können. Und die Kindergruppen um uns herum waren wirklich bunt.
Und das Beste, ich habe mich etwas wie in Hamburg gefühlt, mit Vorteilen wie dieser Multikulturalität und Weltoffenheit, aber auch verschiedenen Nachteilen. Das Wetter war ähnlich, die liebste Freizeitbeschäftigung schien Wassersport zu sein, den die Bayarea war voll mit Seglern, Windsurfern und Kitesurfern. Und die großen Containerschiffe waren auch nie weit ;).
Heimweh kam nicht auf. In dieser Gegend möchte ich wirklich gerne mal für ein paar Jahre leben.