Aus der DMZ kommend, sind wir in Hue gelandet. Wir hatten zuerst noch überlegt, direkt weiter nach Hoi An zu fahren, aber nach der sechsstündigen Busfahrt wollten wir dann doch lieber noch etwas vom Tag genießen. Das war letztendlich eine sehr gute Idee, denn wie wir am nächsten Tag feststellen mussten, haben die 150km nach Hoi An noch weitere fünf Stunden gedauert!
In Hue sind wir mitten im Backpackerviertel angekommen. Wir haben erst etwas kleines zu Mittag gegessen und sind dann auf Hotelsuche gegangen. Meistens suchen wir nur ein Hotel der untersten Preisklasse aus dem Reiseführer heraus und nehmen das, aber in Hue hatten wir Lust, etwas mehr zu suchen. Mit den Rucksäcken auf dem Rücken haben wir uns jeweils zwei Zimmer in fünf verschiedenen Hotels zeigen lassen. Es gab ein Hotel mit tollen Duschen, ein Hotel mit Swimmingpool, ein Hotel mit hübscher großer Eingangshalle, ohne Klimaanlage und dafür nochmal 2$ billiger… Wenn man sucht, hat man wirklich die Auswahl, gerade jetzt in der Nebensaison.
Die Preise lagen zu anfangs alle bei 10$, dem derzeitigen Standardpreis. Wenn wir dann das Hotel aber verlassen wollten purzelten nochmal die Preise. Wir hätten einige Zimmer für 8$ und Klimaanlage bekommen, haben uns dann aber für das helle Zimmer mit toller Dusche für ganze 9$ entschieden. Die Übernachtungskosten sind hier bisher wirklich unserer geringster Posten. Denn anders als in Indien sind die Zimmer wirklich billig (hätten wir mehr Lust zu handeln und zu suchen, würden wir bestimmt nur sehr selten mehr als 8$ zahlen), dafür ist das Reisen sehr viel teurer. Aber letztendlich ist das Preisniveau immer noch sehr gering.
In Hue haben wir uns im Hotel erstmal von der Busfahrt erholt und sind am späten Nachmittag nochmal los, um die Zitadelle, die alte Kaiserstadt anzuschauen. In der Zitadelle hat bis Anfang des letzten Jahrhunderts noch die Kaiserfamilie gelebt. Die komplette andere Stadtseite des Parfümflusses besteht aus der Zitadelle, die in ihrem Herzen die verbotene purpurne Stadt beinhaltet.
Viel steht nicht mehr von der Zitadelle. Gut erhalten ist noch die äußere Mauer mit den großen Toren hin zum Fluss und zu den Bergen. Außerhalb der purpurnen Stadt geht das Leben weiter und sieht aus wie die meisten anderen Städte hier, doch innerhalb des Gebietes der purpurnen Stadt wurden die Ruinen bewahrt und werden langsam restauriert.
Die gesamte Zitadelle ist ein UNESCO Weltkulturerbe, aber viel davon mitbekommen tut man leider nicht. Der größte Teil sieht sehr modern aus und ist mit der Zeit gegangen. Und im Herzen stehen bisher nur drei größere Gebäude wieder. Zuerst das Haupttor für die purpurne Stadt, das Drachentor. Dieses sieht auf Bilder auch wirklich beeindruckend aus, war aber leider gerade mitten in der Renovierung, als wir da waren.
Als zweites steht der Saal, in dem der Kaiser seine Audienzen abgehalten hat. Von außen durften Fotos gemacht werden, innen durfte nichts fotografiert werden (was vor allem den Kaiserthron, ein vergoldeter Holzstuhl, umfasste).
Als drittes waren einige der alten Mauern wieder aufgebaut worden, zusammen mit dem Leseraum des Kaisers im Garten.
Insgesamt hat mich die gesamte Zitadelle sehr an den Top Kapi in Istanbul erinnert, denn von beiden ist der Hauptzweck die Unterbringung des Harems in großen Hallen und Gärten. Beide haben einen extra Garten für die Mutter und Großmutter des Kaisers sowie einen privaten Bereich für den Kaiser. Einziger Unterschied: in der Zitadelle musste man seine Fantasie mehr nutzen